Tief im Eulengebirge. Auf der Ostseite des Volpersdorfer Plänels, auf der kleinen Spitze des Burgberges an der Straße von Langenbielau nach Neurode, liegt versteckt im Wald eine der ältesten Burgen Schlesiens.
Die Hannigburg bei Lampersdorf ist eine der ältesten mittelalterlichen Burgen Schlesiens. Nach archäologischen Ausgrabungen wird die Entstehungszeit der Burg auf das 10. Jahrhundert geschätzt. Damals waren Burgen nicht nur Adelssitze, sondern hatten auch Festungscharakter. Die Slawen begannen im 8. und 9. Jahrhundert mit dem Bau von Burgen.
Die Laserfotografie der Hannigburg und die vorhandenen Fotografien deuten auf eine sogenannte „Motte“ hin. Diese ersten Turmhügelburgen entstanden zwischen 900 und 1000 n. Chr., was sich mit den archäologischen Befunden deckt.
In der wissenschaftlichen Literatur taucht die Burg Ende des 19. Jahrhunderts auf. Die ersten ernsthaften archäologischen Arbeiten wurden in den Jahren 1988-1993 durchgeführt.
Die archäologischen Funde belegen einen Turm mit einem Durchmesser von 11,5 Metern, Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Wehrmauern, eine Zisterne in der Mitte des Turms und einen Graben.
Es wurden mittelalterliche Hufeisen, ein großer gotischer Schlüssel und Keramik gefunden.
Die auf der Hannigburg gefundenen Keramiken aus dem 10. bis 15. Jahrhundert weisen darauf hin, dass die ersten Bewohner dieser Wehranlage mährisch sprachen. Die Burg war ein strategisch wichtiger Stützpunkt im schlesisch-böhmischen Grenzgebiet.
Vieles spricht dafür, dass die Hannigburg unter Heinrich dem Bärtigen, Herzog von Schlesien zwischen 1201 und 1238, ausgebaut und erweitert wurde. Herzog Heinrich war der Gemahl der heiligen Hedwig. Hedwigs Schwester Gertrud war Königin von Ungarn und Mutter der heiligen Elisabeth.
Unter Herzog Bolko I. von Schweidnitz (1278-1301) erlebte der Burgen- und Festungsbau in Schlesien eine Blütezeit und auch die Hannigburg erfuhr in dieser Zeit eine bauliche Aufwertung.
Die Kriegszüge der Hussiten führten zwischen 1425 und 1434 mehrfach nach Schlesien. Hussitische Truppen plünderten zahlreiche Burgen und Schlösser im Eulengebirge. Dörfer und Städte wurden oft bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Nach dem Ende der Hussitenkriege wurden viele Burgen von Raubrittern besetzt.
Auch die Hannigburg teilte wohl das Schicksal der verbliebenen Wehranlagen und wurde um 1450 vom Landeshauptmann des Herzogtums Schweidnitz-Jauer, Hans II. von Colditz, geschleift, um die Ansiedlung von Raubrittern zu verhindern.
Baumaterial der Hannigburg findet sich in vielen Bauten der Umgebung, so dass von der Burg heute zwar nur noch ein kleiner Steinhaufen übrig ist, die Burg aber in den Gebäuden und der Umgebung weiter existiert.
Beitragsbild: Droga do zamku, https://mapio.net/pic/p-29474654/